ANS 31
Es war ein Projekt in Murau.
Es war in der Anna-Neumann-Straße 31.
Es war ein kleiner Raum.
Es war eine Auslage mit einer Webseite.
Den analogen und digitalen Raum verbindend.
Zwei alte Tablets mit je einem Wort.
Ein QR-Code zur Webseite.
Dort etwas Text zur Erläuterung.
Und die Möglichkeit zur Interaktion.
Sonst nichts.
Einfach schaun was passiert.
Es gab zwei Veröffentlichungen.
Diese, zumindest ihre Texte, finden hier ihre Konservierung.
Daheim am zitronenkeks.
Veröffentlichung 1 – Öffentlich und Privat
Als ich diese halbdurchsichtige Wand in der Anna-Neumann-Straße 31 aufstellte sah ich plötzlich die Grenze zwischen dem öffentlichen und privaten Raum. Eine Grenze die ich zum Thema machen musste. Visualisiert mit zwei alten Tablets und einer 16mm Stegplatte dazwischen. Eine dünne Grenze, aber in diesem Fall genug für mich. Denn eigentlich ist das Private für mich etwas viel Fragileres und nicht für viele Zugängliches, etwas Verletzliches, auch etwas Schamhaft-intimes, ein Ort besonderer Sicherheit und Vorsicht und Ort des Vertrauens. Wohin das Öffentliche etwas Ungeschütztes, frei Zugängliches und für alle Einsichtiges ist. Beide Seiten können wir für uns definieren und immer wieder adaptieren. Doch was für mich privat ist, muss es für einen anderen noch lange nicht sein.
Ich bin so neugierig geworden auf dieses Thema, weil an der Grenze zur Privatheit finden so viele Übergriffe statt. Was dem einen zu viel an Neugier, ist für den anderen sehr ok und wieder einem anderen ist es völlig egal. Vielleicht bin ich für viele, ob meiner öffentlichen Neugier schon zu übergriffig. Das kann sein. Aber ich meine gar nicht diese öffentliche Neugier, sondern die Neugier des Einzelnen gegenüber dem Anderen. Da ist ganz viel Unklarheit. Und aus dieser Unklarheit entspringt meine Motivation für die Frage
Wo ist die Grenze Deiner Privatheit?
Ich suche nach alltäglichen Beispielen, individuellen Erfahrungen und Lösungsformeln des Einzelnen. Seid mutig und teilt mit.
Kann ich die Frage selbst beantworten? Für mich ist die Grenze zu Privatheit ein bisschen dort wo es unangenehm wird und ich mich einer anderen Person nicht mehr weiter öffnen mag. Manchmal ist mir eine Frage zu schnell und zu persönlich und da gerate ich gerne in einen Zwist mit meiner Höflichkeit . . . meine Höflichkeit ist schnell mit einer Antwort, die ich oft nicht geben wollte und die meistens aber auch ganz ok ist.
Veröffentlichung 2 – durchlässig
durchlässig. Dieses Wort anstatt anderer. Ein Wort für den Sommer. Eine Zustandsbeschreibung. Viel mehr noch. Eine Näherung an etwas wovon gerade wenig da ist. Lockerheit und Entspannung könnte man auch dazu sagen. Aber das würde es nicht so treffend treffen wie durchlässig. Dieses durchlässig meint einen Seinszustand der locker ist und entspannt und darüber hinaus offen. Offen für die Welt wie sie gerade ist. Alles Negative einschließend und doch entspannt bleibend. Aus innerer Kraft. Aus eigener Entscheidung. Und ohne, dass uns die Welt egal ist. Im Gegenteil. durchlässig um handelnd sein zu können. Berührt werden dürfen und nicht nur verletzt. Berühren dürfen! Ein Sommer ohne Ausreden. durchlässig meint vielleicht auch einen Ort, einen Zwischenraum. Einen Zwischenraum zum Treffen, abseits von richtig und falsch.
Das meine ich heut, am Anfang dieses Sommers 2022, mit durchlässig und finde es ein gutes Thema. Und das passt so. Und auch beim durchlässig stell ich mir die Frage der Interaktion. Interesse und Neugier sind da, das verrät mir die Statistik der Webseite. Hunderte Leute waren schon neugierig. Und ich wär so neugierig umgekehrt. Auf das, wie es euch mit durchlässig geht. Ich erlaub mir provokant zu sein und das freie, weiße Feld, lechzend nach Befüllung durch eure Gedanken, einfach durchlässig da sein zu lassen . . .
Beiden Veröffentlichungen wohnte der Gedanke inne, in Interaktion, in Austausch mit Menschen zu treten.
Beide blieben interaktionslos.
Dies stimmte mich zumindest nachdenklich und machte ein wenig traurig.
Dennoch wurde es gesehen und neugierig betrachtet.
So legte es sich so zu meiner Erfahrung.
So ist etwas das bleibt.
Nicht nur in mir.
Nun ist Ende.
Nun ist Vorfreude.
Als einer der Projekte macht.
Abschied und Neubeginn.
Prickelnder Kontrast des Wechsels.
Sinn!